Klaviere und Flügel haben zumeist zwei oder drei Pedale, Flügel in Einzelfällen vier Pedale. Mithilfe der Klavierpedale lässt sich der Klang gestalten. Lesen Sie im Folgenden, welche Funktion die einzelnen Pedale am Klavier beziehungsweise Flügel haben.

Rechtes Klavierpedal

Das rechte Klavierpedal wird auch „Fortepedal“, „Dämpferpedal“ oder „Haltepedal“ genannt. Es dient dazu, die Dämpfung gezielt einzusetzen.

Normalerweise hebt ein Dämpfer nur beim Betätigen der zugehörigen Taste von den Saiten ab und kehrt beim Loslassen wieder in die Ausgangsposition zurück, so dass der Ton verstummt. Durch das Treten des rechen Pedals heben sowohl am Klavier als auch am Flügel sämtliche Dämpfer gleichzeitig von den Saiten ab. Dies hat zur Folge, dass die Töne nicht verstummen, wenn die Taste/n losgelassen wird/werden. Die angeschlagenen Saiten klingen weiter, solange das Pedal gedrückt ist. Zudem schwingen auch die nicht angeschlagenen (und wegen des Abhebens der Dämpfer ebenfalls ungedämpften) Saiten weiter. Zur Schwingung des angeschlagenen Tons kommen dadurch Obertonschwingungen der ungedämpften Saiten hinzu, die sogenannte sympathetische Saitenresonanz. Das Drücken des rechten Klavierpedals hat einen volleren Klang zur Folge.

Linkes Klavierpedal

Das linke Klavierpedal wird auch als „Pianopedal“, „Leisepedal“ oder „Verschiebung“ bezeichnet.

Am Klavier wird beim Treten des linken Pedals der Abstand der Hämmer zu den Saiten, also die Anschlagsdistanz, verringert. Hierdurch können Töne leiser angeschlagen werden.

Am Flügel bewirkt das Drücken des linken Pedals, dass die gesamte Mechanik ein kleines Stück zur Seite verschoben wird. Dies hat zur Folge, dass die Hämmer die Saiten mit anderen Stellen als üblich anschlagen. Diese sind anders intoniert als die Stellen, die normalerweise auf die Saiten treffen. Zudem schlagen die Hämmer bei Tönen im Diskant je nach Einstellung mitunter nur zwei statt drei Saiten bzw. im mittleren Bass nur eine von zwei Saiten an. Dadurch ist der Ton etwas leiser und hat einen anderen Klangcharakter. Das linke Pedal wird bei Flügeln auch Una Corda-Pedal genannt.

Mittleres Klavierpedal

Das mittlere Pedal hat bei Klavieren und Flügeln unterschiedliche Funktionen.

Bei Flügeln ist das mittlere Pedal normalerweise ein Tonhaltepedal, auch „Sostenutopedal“ genannt. Beim Treten dieses Pedals werden die Dämpfer der gerade gedrückten Tasten daran gehindert, auf die Saiten zurückzufallen. Diese klingen dann nach dem Loslassen der Tasten weiter, während bei den anderen Tönen die Dämpfer nach dem Loslassen der Tasten wie üblich wieder auf die Saiten zurückfallen.

An Klavieren ist das mittlere Pedal zumeist ein Moderatorpedal. Bei dessen Betätigung schiebt sich ein Filzstreifen – der sogenannte Moderatorfilz – zwischen die Hämmer und die Klaviersaiten. Das hat zur Folge, dass das Klavier deutlich leiser klingt. An vielen Klavieren wird der Moderator nicht über ein Pedal, sondern über einen Hebel betätigt, der neben oder unter der Klaviatur sitzt.

An einigen modernen Klavieren hat das mittlere Klavierpedal aber auch wie beim Flügel die Funktion eines Tonhaltepedals, so beispielsweise bei folgenden Instrumenten: Sauter Meisterklasse, Kawai K-800-AS, Yamaha U3S. Auch das C. Bechstein Klavier Concert 8 ist mit Sostenutopedal erhältlich.

Flügel mit vier Pedalen

Vereinzelt werden Flügel mit vier Pedalen angeboten, so z. B. der Fazioli 308 oder Modelle des australischen Klavierherstellers Stuart & Sons. Drei Pedale haben die oben beschriebenen Funktionen. Mithilfe des zusätzlichen vierten Pedals lässt sich – wie beim Klavier – der Abstand der Hammerköpfe zu den Saiten reduzieren. Dies ermöglicht es, leiser zu spielen.

Eine andere, relativ neue Form des vierten Pedals ist das „Pédale Harmonique“, das von Feurich in Kooperation mit dem französischen Klavierbauer und Pianisten Stephen Paulello und Denis de La Rochefordière entwickelt und 2011 patentiert wurde. Bei voll getretenem Pedal heben wie beim Fortepedal alle Dämpfer ab. Bei halb getretenem Pedal heben ebenfalls alle Dämpfer ab, allerdings fallen die Dämpfer der gespielten und losgelassenen Tasten zurück, so dass die anderen Saiten ungedämpft weiterschwingen. Diese Funktion ist gewissermaßen umgekehrt wie die des Sostenutopedals und soll durch das Weiterklingen der Obertöne zusätzliche Klangfarben ermöglichen.

Zur FAQ-Übersicht