Moderne Klaviere haben normalerweise 88 Tasten. Diese Tastenanzahl entspricht einem Tonumfang (Synonym: Ambitus) von 7 ¼ Oktaven – von A2 bis c5. Ein Klavier mit 88 Tasten verfügt über 52 weiße und 36 schwarze Tasten. Die Klaviatur hat in diesem Fall eine Breite von 123 Zentimetern.

Der Tonumfang mit 88 Tasten und einem Frequenzspektrum von 27,5 Hz bis ca. 4.186 Hz ist seit ca. 1880 etabliert. Zuvor hatte sich der Ambitus von Klavieren vom Jahr 1700 an von zunächst vier Oktaven nach und nach vergrößert.

Hin und wieder sind ältere Klaviere anzutreffen, die nur über 85 Tasten und einen Tonumfang von sieben Oktaven verfügen. Diesen Klavieren fehlen im Vergleich zu den üblichen Exemplaren mit 88 Tasten die drei letzten Töne im Diskant, so dass ihr Tonumfang bis zum a4 reicht. Eine Klaviatur mit 85 Tasten verfügt über 50 weiße und 35 schwarze Tasten.

Interaktiver Rechner für Tonhöhen, Tonarten und Intervalle (Nicht für die mobile Darstellung optimiert)

Noten- und Frequenztabelle mit deutscher und englischer Notation (Nicht für die mobile Darstellung optimiert)

Doch auch für die Anzahl der Klaviertasten – 88 bzw. 85 – gilt: Keine Regel ohne Ausnahme. Immer wieder wurden und werden Instrumente – zumeist Flügel – gebaut, die über einen größeren Tonumfang und damit ein Keyboard – so der englische Begriff für Klaviatur – mit mehr Tasten verfügen.

Pianos mit 90 Tasten

Es gibt einzelne ältere Flügelmodelle, die im Bass um zwei Töne bis zum G2 erweitert wurden und somit über 90 Tasten verfügen.

Pianos mit 92 Tasten

Um vier Töne im Bass bis zum Subkontra F (F2) erweitert sind einige Konzertflügel von Petrof und die Modelle 225 und 275 von Bösendorfer. Von den Flügeln mit 92 Tasten wird der Bösendorfer 225 heute noch gebaut.

Ein ganz neu entwickeltes Klavier mit 92 Tasten ist das Raetia 132, das die Klavierbauer Florian Kamnik und János Selmeczi-Horváth von der Piano Rätia GmbH aus dem schweizerischen Davos konstruiert haben. Bei dem Instrument, das über vier zusätzliche Tasten im Bass verfügt, handelt es sich um das erste neue Schweizer Klavier seit 25 Jahren.

Bericht des Schweizer Fernsehens SRF vom 25.1.2019 über das Raetia 132

Pianos mit 97 Tasten

Einige aktuelle Flügelmodelle verfügen über eine Klaviatur mit 97 Tasten und damit acht Oktaven. Dabei sind die zusätzlichen Töne gegenüber der Standardklaviatur mit 88 Tasten bei den einzelnen Modellen unterschiedlich verteilt.

Nur im Bass erweitert sind der Bösendorfer 290 Imperial und der Rubenstein R-371. Mit den neun zusätzlichen Tönen im Bass reichen sie bis zum Subkontra C (C2).

Um vier Töne im Bass und fünf Töne im Diskant erweitert sind einige Modelle des australischen Klavierherstellers Stuart & Sons. Ihr Ambitus reicht vom F2 im Bass bis zum f5 im Diskant.

Pianos mit 102 Tasten

Einen Tonumfang von 102 Tönen (8 ¼ Oktaven von C2 bis f5 mit neun zusätzlichen Tasten im Bass und fünf im Diskant) bieten seit 2010 einige Modelle von Stuart & Sons sowie aktuell der Opus 102 des französischen Klavierbauers und Pianisten Stephen Paulello. Letzterer Flügel weist abgesehen vom größeren Tonumfang und der höheren Tastenanzahl auch einige konstruktive Besonderheiten auf.

Flügel mit 108 Tasten

Rekordhalter bei der Anzahl der Tasten ist seit 2018 der australische Hersteller Stuart & Sons mit dem „Beleura“. Dieser Flügel verfügt über ein Keyboard mit neun zusätzlichen Tasten im Bass und elf zusätzlichen Tasten im Diskant und damit über einen Tonumfang von 9 Oktaven. Dieser reicht von C2 bis h5, was einem Frequenzbereich von 16 Hz bis 7902 Hz entspricht.

Quellenhinweis:

Die Informationen zu den Klavieren und Flügeln mit mehr als 88 Tasten stammen teilweise aus dem sehr ausführlichen und lesenswerten Artikel „Why extend the range of the piano“ des französischen Klaviertechnikers Paul Corbin, der auf der Website von Stuart & Sons veröffentlicht ist. Dort ist auch eine deutsche Übersetzung des Artikels als pdf abrufbar.

Während Paul Corbin in seinem Artikel dafür wirbt, den Ambitus auszudehnen, hält Yamaha wenig davon, die Anzahl der Klaviertasten zu erhöhen. Lesen Sie dazu: Warum kann ein Piano nicht mehr als 88 Tasten haben?

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