Mittels Precision Touch Design (PTD) lassen sich Flügelmechaniken optimieren und den Kundenwünschen entsprechend nach der Spielschwere präzise einstellen.

Wollen Sie das Potenzial Ihres Flügels erweitern, mehr Gestaltungsmöglichkeiten, eine größere dynamische Bandbreite und eine bessere klangliche Ausgewogenheit? Oder sind Sie unzufrieden mit der Spielart Ihres Flügels? Verfügt Ihr Flügel über eine zu leichte, zu schwere oder ungleichmäßige Spielart? Ist die Spielart schlecht kontrollierbar und eine Anschlagsdifferenzierung bis ins pianissimo nur schwer möglich?

Precision Touch Design bietet hierfür die Lösung.

Flügelmechanik analysieren mit Precision Touch Design

Im ersten Schritt wird analysiert, wo genau ungünstige Faktoren in der Flügelmechanik vorliegen. Hierzu werden die Gewichte und Gewichtsverhältnisse der relevanten Mechanik- und Klaviaturbestandteile gemessen und das Übersetzungsverhältnis sowie die Reibung ermittelt und graphisch dargestellt.

Flügelmechanik optimieren mit Precision Touch Design

Anhand der Analyse und mithilfe von empirisch gesammelten Vergleichsdaten können die Probleme der Flügelmechanik gezielt behoben werden. Alle relevanten Mechanik- und Klaviaturbestandteile werden äußert präzise kalibriert, so dass ein gleicher bzw. gleichmäßiger Verlauf von der ersten bis zur letzten Taste gewährleistet ist. Das Ergebnis ist eine gleichmäßige und angenehme Spielart bei guter Kontrollierbarkeit – vor allem im pianissimo.

Mehr über Precision Touch Design erfahren

Wenn Sie mehr über Precision Touch Design erfahren wollen, sprechen Sie mich an (Kontakt). Gerne analysiere und optimiere ich Ihren Flügel – gleich, ob Sie Hobby- oder Berufsmusiker sind.

Weitere ausführliche Informationen über PTD erhalten Sie auch auf den Seiten der Precision Touch Design Academy Europe (PTDAE) sowie von David Stanwood, der PTD entwickelt hat.
Oder Sie lesen einfach hier weiter:

Precision Touch Design – Hintergrundwissen

PTD Gewichte

Warum fühlt sich jeder Flügel beim Spielen anders an? Selbst Flügel derselben Marke und sogar desselben Modells können deutliche Unterschiede beim Spielgefühl aufweisen. Warum spielt sich ein Flügel besser und gleichmäßiger als der andere und lässt sich einfacher im pianissimo spielen – obwohl beide gut reguliert sind?

1. Einflussfaktoren auf das Spielgefühl

Diese Fragen haben den US-amerikanischen Pianotechniker David Stanwood in den 1990er-Jahren veranlasst, eine Vielzahl von Flügelmechaniken genauer zu untersuchen. Er hat mehrere Faktoren im Flügelspielwerk ermittelt, die Einfluss auf das Spielgefühl haben.

Um zu verstehen, welche Faktoren dies sind, ist es hilfreich, sich die Funktionsweise einer solchen Mechanik etwas genauer anzusehen.

a) Flügelspielwerk vergleichbar mit einer Wippe

Wenn der Spieler eine Taste drückt, werden hierdurch verschiedene Hebel in Bewegung gesetzt, die dazu führen, dass sich der Hammer zu den Saiten bewegt. Vereinfacht kann man sich dies wie eine Wippe vorstellen. Die eine Seite der Wippe ist die Vordertaste. Die andere Seite besteht aus der Hintertaste und der Mechanik, die wie ein zusammengefalteter Hebel wirkt und an deren Ende sich der Hammerstiel mit dem Hammerkopf befindet. Wo sich der Drehpunkt an der Taste befindet, bestimmt maßgeblich das Übersetzungsverhältnis des Flügelspielwerks.

hebel

b) Wechselwirkung von Vorderhebel, Hinterhebel und Übersetzungsverhältnis

Die Masse des Vorderhebels und des Hinterhebels sowie die Längen der Hebel – das Übersetzungsverhältnis also – stehen in wechselseitiger Beziehung. Dies wird am einfachsten deutlich, wenn man sich vorstellt, dass sich die Hebel in Balance befinden und nicht bewegen. Wie auf der Wippe verhält es sich nun in der Flügelmechanik: Je schwerer der Hinterhebel ist, desto mehr Masse muss der Vorderhebel aufweisen, damit die Hebel in Balance sind und umgekehrt. Ebenso muss bei einem längeren Hinterhebel und damit größerem Übersetzungsverhältnis der Vorderhebel mehr Masse aufweisen als bei einem kleineren Übersetzungsverhältnis (bei gleichbleibender Masse des Hinterhebels), um in Balance zu bleiben. Ein wesentlicher Faktor für die Spielschwere sind diese Massen der Hebel und ihr Übersetzungsverhältnis.

uebersetzung

Die Grafiken zeigen schematisch die Wirkungen des Übersetzungsverhältnisses. Bei einem Übersetzungsverhältnis von 1:5 (was bedeutet, dass der Hinterhebel fünfmal länger ist als der Vorderhebel) und einem Gewicht des Hammers von 10 Gramm müssten auf der anderen Seite über 50 Gramm aufgelegt werden, damit sich der Hammer bewegt (bei 50 Gramm wären die Hebel in Balance).

c) Keine einheitlichen Gewichts- und Übersetzungsverhältnisse

Einheitliche Gewichts- und Übersetzungsverhältnisse gibt es bei den verschiedenen Flügelherstellern nicht. Hier sind viele Varianten anzutreffen: Sowohl bei der Masse des Hinterhebels, der Masse des Vorderhebels als auch beim Übersetzungsverhältnis gibt es deutliche Unterschiede.

In die Masse des Hinterhebels fließt maßgeblich das sogenannte Anschlagsgewicht ein. Dies ist die Masse, die auf die Saiten trifft und maßgeblich vom Gewicht des Hammerkopfs bestimmt wird. Aufgrund der unterschiedlichen Größen und Dichte der Hammerköpfe (genauer gesagt der Hammerkopfsätze) sind allein hier schon erhebliche Unterschiede anzutreffen.

Weitgehende Übereinstimmung herrscht hingegen beim sogenannten Niedergewicht. Darunter versteht man das Gewicht, bei dem die Taste eine langsame Bewegung nach unten beziehungsweise der Hammer eine langsame Bewegung nach oben macht. Das Niedergewicht wird in der Regel auf einen Wert um die 50 Gramm eingestellt (teils verlaufend, etwas schwerer im Bass und etwas leichter im Diskant). Dies wird praktisch so umgesetzt, dass man ein Gewicht mit dem gewünschten Wert vorne auf die Taste stellt und die Vordertaste so lange mit Blei beschwert, bis sie sich bei diesem Gewicht langsam nach unten bewegt. Je nach Anschlagsgewicht, Übersetzungsverhältnis und Eigengewicht der Vordertaste ist hierfür mehr oder weniger Blei erforderlich.

d) Weitere Einflussfaktoren im dynamischen Spiel

Das Niedergewicht allein spiegelt aber nicht die Kräfte wider, die man tatsächlich zum Klavierspielen mit unterschiedlichen Lautstärken benötigt. Bei der Messung des Niedergewichts wird auf die geringste Kraft abgestellt, bei der sich die Taste langsam bewegt – ein Ton erklingt dabei noch nicht. Genauer betrachtet setzt es sich aus zwei Größen zusammen: Einerseits dem Gewicht, bei dem sich Vorder- und Hinterhebel in Balance befinden – dem sogenannten Balancegewicht. Zum anderen kommt aber noch das Maß der Reibung hinzu. Denn überall dort, wo sich Teile drehen, entsteht Reibung. Und diese muss auch überwunden werden, um einen Hebel in Bewegung zu setzen.

Damit der Hammer sich aber nicht nur langsam in Bewegung setzt, sondern tatsächlich die Saiten anschlägt, bedarf es weiterer Kräfte. Hier kommen zwei weitere physikalische Größen ins Spiel: Die Beschleunigung und die Trägheit der Masse. Will man einen Ton im Pianissimo hervorbringen, bedarf es nur einer geringen Beschleunigung. Je kraftvoller der Ton aber erklingen soll, desto mehr Beschleunigung wird notwendig. Untersuchungen zufolge sind zur Erzeugung eines Tons im leisesten Pianissimo etwa 80 Gramm erforderlich. Bei einem Ton im lautesten Fortissimo werden dagegen 900 Gramm und mehr auf die Taste gebracht.

Für die Kraft, mit der der Hammer auf die Saiten schlägt, ist aber nicht nur die Beschleunigung, sondern auch die zu beschleunigende Masse entscheidend. Je größer diese ist, desto lauter wird – bei gleicher Beschleunigung – der Ton.

e) Unterschiedlich starker Einfluss der Faktoren in den verschiedenen dynamischen Bereichen

Angesichts dieser Werte wird deutlich, dass der Einfluss der Faktoren in den verschiedenen dynamischen Bereichen unterschiedlich spürbar ist.

Beim leisesten Spiel und ca. 80 Gramm „Krafteinsatz“ ist das Niedergewicht von 50 Gramm noch von hoher Relevanz. Wie schwer sich eine Mechanik in diesem dynamischen Bereich anfühlt, hängt also maßgeblich von der Höhe des Niedergewichts ab.

Mit zunehmender Lautstärke wird dies aber immer bedeutungsloser. Und bei Kräften von 900 Gramm im lautesten Fortissimo fällt es nahezu nicht mehr ins „Gewicht“. Entscheidend ist dann fast ausschließlich die zu beschleunigende Masse – also das Anschlagsgewicht – im Verhältnis zur Gesamtübersetzung. Bei einem hohen Anschlagsgewicht fühlt sich die Spielart im Fortissimo schwer an, wenn auch das Übersetzungsverhältnis hoch ist. Je höher das Anschlagsgewicht ist, desto niedriger muss das Übersetzungsverhältnis sein und umgekehrt, damit sich die Spielart wohl gewichtet anfühlt.

f) Reibung in der Flügelmechanik

Wie erwähnt, ist auch die Reibung in der Flügelmechanik ein Faktor, der Einfluss auf das Spielgefühl hat – vor allem beim leiseren Spielen. Die Reibung führt zum Energieverlust, also dazu, dass nicht die gesamte eingesetzte Kraft beim Hammer ankommt. Umgekehrt ausgedrückt muss eine um das Maß der Reibung höhere Kraft eingesetzt werden, um einen Hammer bewegen zu können.

Was auf den ersten Blick negativ klingen mag, ist aber wichtig für ein gutes Spielgefühl. Denn weisen Mechanik und Klaviatur zu wenig Reibung auf, ist die Spielart nur schwer zu kontrollieren. Der Pianist hat das Gefühl, dass die Tasten unter seinen Fingern weggleiten, ohne dass er gestaltend Einfluss nehmen kann. Andererseits beeinträchtigt aber auch zu viel Reibung in der Mechanik und Klaviatur das Spielgefühl. Die Spielart fühlt sich dann schwer und zäh an.

Für ein gutes Spielgefühl ist es daher notwendig, das richtige Maß an Reibung in einem gleichmäßigen Verlauf von Taste zu Taste zu haben.

2. Gründe für Mängel in der Spielart eines Flügels

Aufgrund der Komplexität und wechselseitigen Wirkung dieser Faktoren kann es verschiedene Gründe dafür geben, warum ein Flügelspielwerk nicht optimal spielt und auch bedingt durch die Mechanik nicht optimal klingt.

a) Ungünstiges Übersetzungsverhältnis

David Stanwood hat im Rahmen umfassender empirischer Studien zusammen mit Pianisten herausgefunden, dass es zu jedem Anschlagsgewicht auch ein optimales Übersetzungsverhältnis gibt. Liegt dieses vor, so kann das Instrument seine dynamische Kraft voll entfalten und fühlt sich auch im oberen dynamischen Bereich gut gewichtet an. Je mehr hingegen die Werte von diesem optimalen Verhältnis abweichen, desto spürbarer wirkt sich dies hinsichtlich Spielgefühl und dynamischer Kraftentfaltung aus. So kann sich etwa trotz eines normalen oder sogar geringen Niedergewichts die Spielart beim dynamischen Spiel schwer und zäh anfühlen, wenn das Anschlagsgewicht hoch ist und dies im Übersetzungsverhältnis nicht kompensiert wird.

Neben einem ungünstigen Übersetzungsverhältnis sind nicht selten auch Unregelmäßigkeiten im Übersetzungsverhältnis von Taste zu Taste oder hinsichtlich ganzer Partien anzutreffen. Zudem gibt es Mechaniken, bei denen das Übersetzungsverhältnis der schwarzen Tasten anders ist als das der weißen. Je nachdem, wie stark diese Ungleichmäßigkeiten sind, schlägt sich dies in einem ungleichmäßigen Spielgefühl nieder.

strike weight ratio

Die Grafik „Strike Weight Ratio“ zeigt das Übersetzungsverhältnis bei 18 Probetasten eines hochwertigen Flügels. Das Übersetzungsverhältnis beträgt hier im Durchschnitt 1:6,5. Bei diesem Anschlagsgewicht wäre aber ein Übersetzungsverhältnis von 1:5,7 optimal.

b) Ungleichmäßigkeiten im Anschlagsgewicht

Ungleichmäßigkeiten gibt auch nahezu immer beim Anschlagsgewicht. Ein optimaler Verlauf des Anschlagsgewichts in einer gleichmäßigen Kurve vom Bass (schwerster Hammer) bis zum Diskant (leichtester Hammer) ist praktisch nicht anzutreffen – selbst bei hochwertigen Neuinstrumenten nicht. Meist gibt es mehr oder weniger starke Gewichtsschwankungen von einem Ton zum nächsten. Aber es kommt auch vor, dass ganze Partien aus dieser Gewichtskurve herausfallen. Die Ursache dieser Schwankungen liegt darin, dass die Hammerköpfe aus Holz und Filz bestehen und diese Naturmaterialen nie absolut konsistent in Dichte und damit Gewicht sind.

Solche Schwankungen können nicht nur als Ungleichmäßigkeit in der Spielart, sondern vor allem auch im Klang wahrgenommen werden. Denn Unterschiede im Anschlagsgewicht führen zu einer unterschiedlichen dynamischen Anschlagskraft. Dies kann sich nicht nur in einer inhomogenen Lautstärke, sondern auch in Unterschieden der Klangfarbe bemerkbar machen. Und sind etwa ganze Partien beispielsweise leichter, so können diese schwächer und kraftloser klingen als der Rest.

anschlag

Grafiken Anschlagsgewicht (Strike Weight/SW): Die Rauten in der Grafik zeigen das Anschlagsgewicht der Hämmer eines hochwertigen Flügels (Nr. 1 ist der erste Basshammer, Nr. 88 der letzte Hammer im Diskant; die weißen Rauten stehen für die weißen Tasten und die schwarzen Rauten für die Obertasten). Es fällt auf, dass das Anschlagsgewicht nicht in einer gleichmäßigen Kurve verläuft, sondern einzelne Partien deutlich oberhalb bzw. unterhalb einer gleichmäßigen Kurve liegen. Zudem gibt es erhebliche Gewichtsunterschiede zwischen einzelnen Hämmern (z. B. besteht zwischen Hammer Nr. 69 und Nr. 70 ein Gewichtsunterschied von einem Gramm). Die blauen Rauten in der rechten Grafik stellen einen optimalen gleichmäßigen Verlauf des Anschlagsgewichts dar.

c) Ungünstiges Balancegewicht und keine optimale Reibung

Im unteren dynamischen Bereich wirken sich vor allem ein ungünstiges oder ungleichmäßiges Balancegewicht sowie eine zu hohe, zu niedrige oder ungleichmäßige Reibung negativ auf das Spielgefühl aus.

Die Reibung unterliegt leicht Schwankungen. An vielen Stellen in der Flügelmechanik und Klaviatur sind die Teile, die sich bewegen, mit Filzen ausgekleidet (wie z.B. die Achsführungen, die Tastenführungen etc.). Steigt die Luftfeuchtigkeit an, so können diese Filze aufquellen und die Reibung steigt ebenfalls. Bei niedriger Luftfeuchtigkeit geben die Filze wieder Feuchtigkeit ab und die Führungen werden „lockerer“. Gleiches gilt für den Naturstoff Holz, aus dem üblicherweise die meisten Bestandteile der Mechanik und Klaviatur gefertigt sind. Zudem kann sich die Reibung durch Abnutzung der Filze reduzieren oder teilweise auch erhöhen, wenn die Filze durch ständige Beanspruchung „aus der Form“ geraten.

Diese Schwankungen führen häufig zu Mängeln im Balancegewicht. Denn das Gewicht der Vordertasten wird nach herkömmlicher Methode mit der Messung des Niedergewichts eingestellt. Im Maß des Niedergewichts ist aber auch die Reibung enthalten. Ist die Reibung etwa zu hoch, so muss die Taste mit mehr Blei beschwert werden, um ein Niedergewicht von beispielsweise 50 Gramm zu erreichen. Bei mehr Blei in der Taste sinkt aber wiederum das Balancegewicht. Und so führt eine ungleichmäßige, insgesamt zu hohe oder zu niedrige Reibung auch zu einem ungleichmäßigen, insgesamt zu niedrigen oder zu hohen Balancegewicht, wenn man die Klaviatur gleichmäßig mithilfe des Niedergewichts gewichtet.

Front Weight

Die Grafik „Front Weight“ zeigt das Gewicht der Vordertasten desselben Flügels wie aus der Grafik „Strike Weight“. Hier fällt auf, dass das Tastenfrontgewicht extrem hoch liegt. Optimal wäre es, wenn sich dieses im Bereich „Medium“ befinden würde. Der Grund hierfür liegt zum einen im ungünstigen Übersetzungsverhältnis (siehe Grafik „Strike Weight“). Es ist aber auch anzunehmen, dass die Reibung bei der Gewichtung zu hoch und unterschiedlich war. Sichtbar wird dies in der folgenden Grafik „Friction/Balance Weight“.

Friction Balance Weight

Im oberen Teil der Grafik „Friction/Balance Weight“ zeigen die weißen und schwarzen Rauten das Balancegewicht der Probetasten. Dieses ist im Bass und im Diskant normal bis zu hoch, während es in der Mittellage viel zu niedrig ist. Ursache dafür war vermutlich eine zu hohe Reibung in der Mittellage, als die Tasten nach dem Niedergewicht eingestellt wurden. Im unteren Teil wird die Reibung dargestellt, bei der es zum Zeitpunkt der Messung vor allem gerade in der Mittellage deutliche Ausreißer nach oben gab.

3. Flügeloptimierung nach Precision Touch Design

Wenn Mängel im Spielwerk vorliegen, kann man dies beim Spielen wahrnehmen. Die Spielart des Flügels kann sich dann zum Beispiel zu schwer, zäh, zu leicht oder ungleichmäßig anfühlen oder in bestimmten dynamischen Bereichen schlecht kontrollierbar sein. Die wechselseitige Beeinflussung der Faktoren und die Komplexität machen es aber unmöglich, anhand dessen zu bestimmen, wo genau die Ursache für diese Probleme liegt. Und auch das herkömmliche Verfahren, die Gewichtung des Spielwerks allein nach dem Niedergewicht vorzunehmen, führt nur dann zu einem guten Ergebnis, wenn allein das Balancegewicht nicht stimmt und die Reibung gut und gleichmäßig ist. Die anderen Gründe für eine schlechte Spielart können hierdurch aber nicht behoben werden.

Um transparent die Probleme eines Spielwerks analysieren und dann gezielt die Ursachen dieser Probleme beseitigen zu können, hat David Stanwood ein neues Verfahren entwickelt – Precision Touch Design (PTD).

a) Analyse nach Precision Touch Design

In der Analyse werden all die Faktoren des Spielwerks, die sich maßgeblich auf das Spielgefühl auswirken, „durchleuchtet“. Dafür wird nach herkömmlicher Methode das Auf- und Niedergewicht gemessen. Auf einer Spezialvorrichtung werden dann das Anschlagsgewicht, das Gewicht des Tastenvorderhebels (Tastenfrontgewicht oder Frontweight) und sonstige gewichtsrelevante Teile gemessen. Das Übersetzungsverhältnis der Mechanik und die Reibung werden schließlich rechnerisch ermittelt.

Das Ergebnis der Analyse zeigt, wo sich genau ungünstige Faktoren im Spielwerk befinden: Passen Anschlagsgewicht und Übersetzungsverhältnis zusammen? Liegen große Schwankungen im Anschlagsgewicht vor? Weist das Balancegewicht einen guten Wert auf? Ist die Reibung optimal? Gibt es sonstige Ungleichmäßigkeiten? Etc.

Anschlagsgewicht ausmessenTastenfrontgewicht ausmessen

Auswiegen von Anschlagsgewicht und Tastenfrontgewicht auf der Messvorrichtung.

b) Problembehebung mit Precision Touch Design

Mithilfe dieser Daten können nun die Ursachen für diese Probleme gezielt behoben werden.

aa) Anpassung von Anschlagsgewicht und Übersetzungsverhältnis

Im Mittelpunkt steht dabei – sofern erforderlich – die Anpassung von Anschlagsgewicht und Übersetzungsverhältnis entsprechend den von David Stanwood ermittelten Referenzwerten. Dies wird je nach Ausgangslage unterschiedlich bewerkstelligt. Das Übersetzungsverhältnis kann durch Verlagerung des Drehpunkts an der Taste vergrößert oder verkleinert werden. Falls dies nicht ausreicht, kann der Angriffspunkt der Hintertaste an der Flügelmechanik durch Versetzen der sogenannten Piloten korrigiert werden.

Zudem kann das Anschlagsgewicht erhöht oder verringert werden. Die Wahl der Kurve des Anschlagsgewichts kann danach getroffen werden, bei welchem Anschlagsgewicht der Flügel seine klanglichen Möglichkeiten optimal entfalten kann. Dies geschieht durch praktischen Versuch im Instrument, indem verglichen wird, ob der Ton bei einem leichteren oder schwereren Hammer besser klingt.

bb) Einstellen einer gleichmäßigen Anschlagsgewichtskurve

Immer zu einem PTD gehört auch, das Anschlagsgewicht in einer gleichmäßig verlaufenden Kurve zu kalibrieren. Hierzu werden die Hämmer durch Abschleifen erleichtert oder mithilfe eines kleinen Stücks Bleidraht beschwert.

cc) Balancegewicht statt Niedergewicht als Maß für die Spielschwere

Schließlich wird das Balancegewicht eingestellt. Hierzu wird das Gewicht der Vordertasten kalibriert – je nach Erfordernis durch zusätzliches Blei erhöht oder durch Entfernen von Bleien erleichtert. Damit der variable Wert der Reibung das Ergebnis nicht verfälscht, geschieht dies aber nicht nach dem herkömmlichen Verfahren mithilfe des Niedergewichts. Vielmehr werden die Tasten außerhalb der Mechanik auf einer speziellen Messvorrichtung gewogen und gewichtet. Da das Anschlagsgewicht nun exakt kalibriert und das Übersetzungsverhältnis anpasst ist, kann auch das Gewicht der Vordertasten in einer gleichmäßigen Kurve kalibriert werden.

dd) Kontrolle der Reibung

Die Analyse gewährt zudem eine Kontrolle darüber, ob die Reibung in Flügelspielwerk optimal ist. Falls erforderlich, kann die Reibung mit herkömmlichen Maßnahmen korrigiert werden.

4. Vorteile des Precision Touch Design

Precision Touch Design bietet damit entscheidende Vorteile gegenüber dem herkömmlichen Verfahren, so dass Flügelmechaniken in mehrerlei Hinsicht hierdurch optimiert werden.

  • Die PTD-Analyse schafft Transparenz darüber, wo sich ungünstige Faktoren und Unregelmäßigkeiten im Spielwerk befinden. Diese Transparenz eröffnet die Möglichkeit einer ursächlichen und zielgerichteten Problemlösung. PTD bietet hierfür das Verfahren.
  • Durch PTD kann der Klang des Flügels optimiert werden. Zum einen geschieht dies durch die Wahl der für den Klang optimalen Anschlagsgewichtskurve. Zum anderen werden durch die Kalibrierung des Anschlagsgewichts in einer gleichmäßigen Kurve Unregelmäßigkeiten im Klang zwischen einzelnen Tönen oder ganzer Partien beseitigt.
  • PTD erweitert das dynamische Spektrum nach unten und nach oben:
    Beim leisen Spiel sorgen das gleichmäßige Balancegewicht und die gleichmäßige und optimale Reibung dafür, dass Töne bis ins leiseste Pianissimo zuverlässig erzeugt werden können.
    Durch die Anpassung von Anschlagsgewicht und Übersetzungsverhältnis wird gewährleistet, dass der Flügel sein dynamisches Spektrum nach oben voll entfalten kann.
  • Insgesamt wird durch PTD die Gleichmäßigkeit in jeden dynamischen Bereich erhöht.
  • PTD bietet Vorteile beim Ersatz von Mechanikteilen: Müssen Mechanikteile wie die Hammerköpfe aufgrund von Abnutzung ersetzt werden, muss nur das Anschlagsgewicht auf die vorherige Anschlagsgewichtskurve kalibriert werden. Das sonst erforderliche neue Ausbleien der Tasten entfällt. Zudem wird die Qualität reproduzierbar, eine „Verschlimmerung“ muss nicht befürchtet werden.
  • PTD bietet Vorteile bei der Bearbeitung alter Instrumente: Werden Hammerköpfe an einem alten Flügel nach herkömmlicher Vorgehensweise ausgetauscht, kommt es häufig zur Verschlechterung der Spielart. Ursache hierfür ist, dass das Gewicht der Hammerköpfe früher aufgrund anderer Herstellungsverfahren und Klangpräferenzen deutlich geringer war als das der heute üblichen Hammerköpfe. Wird dies nur über zusätzliches Blei in den Tasten ausgeglichen, ist die Folge eine dennoch schwere, oft träge Spielart. Werden im Rahmen eines PTDs Anschlagsgewicht und Übersetzungsverhältnis angepasst, kann so (wieder) eine optimale Spielschwere eingestellt werden, ohne dass die Spielart träge wird.
  • Verbesserung vom „Problemflügel“ bis zum Spitzeninstrument: „Problemflügel“ lassen sich mit einfachen Maßnahmen und voraussagbarem Ergebnis in den Griff bekommen. Bei hochwertigen Instrumenten kann die Gleichmäßigkeit in Spielart und Klang noch mehr verbessert werden.

Flügel optimieren – Anfrage an die Klavierwerkstatt

Wenn Sie an einer Optimierung Ihres Flügels mittels Precision Touch Design interessiert sind, nehmen Sie mit mir Kontakt auf – entweder telefonisch unter 0761 15282928, per E-Mail unter mail@klavier-hammes.de oder über das Kontaktformular. Gerne beantworte ich Ihre Fragen und informiere Sie zu Vorgehensweise, Kosten etc.